Ob mit dem Auto, Fahrrad oder auf „Schusters Rappen“, im Gasthaus Hedderich gibts immer einen guten Happen; alt und jung kehrt gerne ein und freut sich auf den Apfelwein, „Käs mit Musik“ und Hausmacher Wurst, folgt auf den ersten Durst, ein kleines Lied zu später Stunde, erfreut zum Schluss die frohe Runde. So solls in 100 Jahren noch sein, „Glück auf“, dem Gasthaus „Zur Wacht am Rhein“.
Am 10. April 1888 erhielt Peter Christian Hagelauer die Konzession für eine Gaststätte – die „Wacht am Rhein“. Er eröffnete nicht nur eine Wirtschaft, sondern lebte Handwerk und Unternehmertum: Nebenbei betrieb er eine Backsteinbrennerei und eine kleine Landwirtschaft. Mit Mut und Weitblick legte er damit den Grundstein für das, was bis heute besteht – über Generationen hinweg.
1952 übernahm Karl Hedderich, Enkel des Gründers, das Anwesen – schwer gezeichnet vom Krieg. Gemeinsam mit seiner Frau Johanna baute er das Haus Stück für Stück wieder auf. 1977 wurde das Gebäude erweitert und sogar erhöht, um sich besser gegen das Hochwasser zu schützen. Doch ausgerechnet zum 100-jährigen Jubiläum 1988 stand das Wasser erneut im Haus – bis in den ersten Stock. Trotzdem wurde gefeiert. Denn der Hof war mehr als nur ein Gebäude: Er war Treffpunkt für Gäste aus dem Ort, für Geschichten am Stammtisch, für heißen Äppler und Hausmacher Wurst – im Sommer wie im Winter.
1994 wagten Roland und Sabine Hedderich den Schritt in die Selbstständigkeit – mit einer kleinen, familiären Metzgerei voller Herzblut. Anfangs klingelte man noch an der Tür, doch schnell sprach sich die Qualität herum. Mit traditionellen Rezepten, ehrlicher Handarbeit und Wild aus eigener Jagd wurde die Landmetzgerei Hedderich zu einer festen Größe im Ort.
Mitten in der Erfolgsgeschichte der Metzgerei wuchs auch Sohn Tim heran. Nach seiner Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker zog es ihn zurück zu den familiären Wurzeln – ins Fleischerhandwerk. 2017 begann er seine Metzgerlehre, machte den Jagdschein und absolvierte mitten in der Corona-Zeit seinen Meisterbrief. 2020 stieg er mit frischen Ideen ins Unternehmen ein. Gemeinsam mit seiner Partnerin Lea stellte er sich Herausforderungen wie der Pandemie, Preissteigerungen – und der Schweinepest 2024.
2025 war der Wendepunkt: Der alte Schweinestall wurde zur modernen Küche mit Ausschank umgebaut – davor entstand ein Biergarten mit Strandbar, Liegewiese und dem vertrauten Gefühl von „Einkehren bei Freunden“. Die Gäste saßen wieder draußen bei Äppler und Wurst – wie vor 100 Jahren in der Wacht am Rhein. Parallel entstand der Hofladen mit Selbstbedienung – offen von früh bis spät, voll mit Produkten aus eigener Schlachtung, Jagd und Herstellung.